Wirtschaftsblatt - Zwölf Jahre Warten auf die neue Lederne

21.07.2015

Rund 400 Kunden aus aller Welt warten aktuell auf eine maßgefertigte Lederhose von Rudolf Daxner aus Ebensee am Traunsee.

Bis zu 180 Stunden arbeitet Rudolf Daxner an einer Lederhose. Bild: Kasberger Bernhard
Bis zu 180 Stunden arbeitet Rudolf Daxner an einer Lederhose. Bild: Kasberger Bernhard

Ebensee. Der 35-Jährige Rudolf Daxner ist einer der letzten 25 gelernten Säcklermeister Österreichs. "Die Wartezeit auf eine 9-nähtige Erzherzog-Johann-Hose aus sämisch gegerbtem Hirschleder samt handgestickter Motive aus dem 18. Jahrhundert liegt bei zwölf Jahren", so Daxner. Rund 9000 € blättert man für ein derartiges Unikat, für dessen Fertigung der Chef 180 Stunden benötigt, hin. Aber auch auf eine Durchschnitts-Krachlederne mit einem etwas geringeren Arbeitsaufwand muss man sich etwa ein Jahrzehnt gedulden. Insgesamt wandern bei dem Kleinbetrieb mit zwei Mitarbeitern 25 Hosen pro Jahr über den Ladentisch.

20 Jahre Berufserfahrung hat der Lederhosenmacher, dessen Produkte sogar in Südafrika und New York getragen werden. 2012 hat er den Betrieb von seinem Vorgänger und Lehrmeister Peter Ahamer übernommen. 1995, als der Ebenseer seine Ausbildung begann, lag die Wartezeit für eine der exquisiten Lederhosen bei "nur" zwei Jahren. "Man spürt, dass die Tracht wieder massiv im Aufschwung ist", sagt Daxner.

Bei seinen Kunden, die vom Adeligen bis hin zum einfachen Arbeiter reichen, macht Daxner keinen Unterschied: "Jeder muss warten, da gibt es keine Ausnahme" - auch wenn der eine oder andere schon einmal ein paar Tausender mehr hätte springen lassen, um weiter nach vor gereiht zu werden.

2014 lag Leder Daxner bei einem Umsatz "im hohen fünfstelligen Euro-Bereich". Dass er keine innovativen Vermarktungsstrategien scheut, zeigt die Teilnahme der kleinen Werkstätte an der "Masterpiece Collection 2015" Mitte Juni in Wien. Dort stellte Daxner unter anderem neben der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten aus.

"Die Lederhose ist wohl das einzige Kleidungsstück, das noch schöner wird, je mehr man es trägt. Das liegt an der außergewöhnlichen Widerstandsfähigkeit von hochwertigem Hirschleder", erklärt der Lederbekleidungserzeuger. Sein langfristiges Ziel: das Handwerk weiterzugeben, sodass es nicht ausstirbt, "am besten an meine Kinder".